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andere Lebensentwürfe akzeptieren

Berthold Altenhofer

ist Persönlicher Assistent bei der Persönlichen Assistenz GmbH

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Wie sieht ein Arbeitstag bei dir aus? Was sind deine Aufgaben?

 Von einem typischen Arbeitstag zu sprechen, ist in meinem Fall schwierig. Mein Tagesablauf ist von Tag zu Tag sehr unterschiedlich und richtet sich nach den persönlichen Bedürfnissen und Tagesgestaltungen meiner Auftraggeber*innen. Meist wird mein Dienstplan im Rahmen eines Teamgesprächs eigenständig von meinen Auftraggeber*innen in Absprache mit meinen Kolleg*innen und mir erstellt.  Das hat für mich den Vorteil, auch meinen Tag relativ flexibel gestalten zu können.

Was sind deine Aufgaben?

Persönliche Assistenz zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht fachspezifisch, dafür aber sehr umfangreich ist. Das Spektrum meiner Tätigkeiten reicht von Unterstützung bei der Grundversorgung (Aufstehen, zu Bett gehen, Ankleiden, Körperpflege, Nahrungsaufnahme, ….), Unterstützung bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten (Einkaufen, Kochen, Wäscheversorgung, Reinigungs- und Gartenarbeiten,…), Assistenz bei der Mobilität durch Begleitung (bei z.B. bei Arztbesuchen, Einkäufen, Behördenwegen, Arbeit oder Studium….) sowie bis zur Assistenz auf dem weiten Gebiet der Freizeitgestaltung.

Warum hast du dich für einen Sozialberuf entschieden?

Ein Schlüsselerlebnis war mein Zivildienst im Pflegeheim Lainz. Hier wurde ich mit dem Gegenteil des Selbstbestimmt-Leben-Gedankens auf drastische Weise konfrontiert. Wie kann es sein, dass vielleicht nach einem erfüllten Leben der letzte Lebensabschnitt  in absoluter Unmündigkeit endet, oftmals ausgeliefert der Willkür und dem Zynismus überforderten Personals? Die Notwendigkeit, sich für diese Mündigkeit und Selbstbestimmtheit eines jeden Menschen über sein Leben einzusetzen, drängte mich geradezu in einen sozialen Beruf.

Welche Ausbildung hast du gemacht?

Bis zur Ableistung meines Zivildienstes studierte ich Medizin. Neben dem Studium und anschließend arbeitete ich oft in sozialen Einrichtungen, machte aber auch einige Erfahrung in der privaten Betreuung. Durch Zufall lernte ich so auch die Persönliche Assistenz kennen, deren Selbstbestimmt-Leben-Konzept mich sofort uneingeschränkt begeisterte. Nach vieljähriger Unterbrechung brachte ich ohne weitere berufliche Konsequenz vor fünf Jahren auch mein Studium noch zum Abschluss.

Was sollte man für deinen Job mitbringen?

Ehrlichkeit,Verschwiegenheit,Verlässlichkeit, Flexibilität und Pünktlichkeit sind Voraussetzung und Grundlage für das Vertrauen in jeder Assistenzbeziehung. Wichtig ist das Wissen über seine eigenen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Grenzen und dass diese auch klar kommuniziert werden. Ich muss in der Lage sein mit Konflikten umzugehen und unter all den Ansprüchen, die hier abverlangt werden, auch auf mich selbst zu achten. Empathiefähigkeit und Sensibilität für die vielfältigsten Bedürfnisse sollten selbstverständlich sein.

Was sind die Herausforderungen in deinem Beruf?

Persönliche Assistenz zu leisten bedeutet „auftragbezogenes“ Handeln und nicht von sich aus nach eigenen Vorstellungen tätig zu werden. Es ist kein(!) Betreuungsauftrag zu erfüllen. Als Persönlicher Assistent verantworte ich mein eigenes Handeln, aber nicht die Lebensgestaltung von Menschen mit Beeinträchtigung. Gefordert ist eine hohe Akzeptanz von Lebensentwürfen und Wertvorstellungen, die nicht meinen eigenen entsprechen.

Die Wahrung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Nähe und Distanz nach dem Motto: „In Vertrautheit Distanz wahren“ ist für professionelle Arbeit unerlässlich.

Was sind die Highlights in deiner Arbeit?

Als Highlight würde ich die Etablierung des oberösterreichischen Modells der Persönlichen Assistenz betrachten. Der hohe Grad an Zufriedenheit unter den Auftraggeber*innen zeigt, dass das Selbstbestimmt–Leben–Modell, ermöglicht durch Persönliche Assistenz, einen Quantensprung an Lebensqualität für Betroffene gebracht hat. Möge dieser hohe Grad an Zufriedenheit auch den politischen Entscheidungsträgern die richtigen Schlüsse ziehen lassen und sie dieses Erfolgsmodell entsprechend wertschätzen und fördern.

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