
Fremdbestimmtheit und Abhängigkeit vom Internet
Alexandra Marek,

Ausbildungsteilnehmerin des Diplomlehrgangs der Caritas-Schule für Sozialbetreuungsberufe bewältigt in diesem besonderen Jahr einerseits die Schule mit ‚distance learning‘, sowie Familie und Arbeit. Sophie, die älteste Tochter von Alexandra, besucht ebenso den Diplomlehrgang. Alexandra arbeitet bei Assista Soziale Dienste GmbH in der Dauphinestraße. Zu diesen ganzen Anforderungen im Corona Jahr versorgt Alexandra auch noch ihre Mutter, welche pflegebedürftig ist. Alexandra hat sich für ein Interview bereit erklärt und unsere Fragen beantwortet.
Alexandra, was sind die größten Herausforderungen für dich in diesem Schuljahr 2020/2021?
Die gesamte Organisation ist für mich eine große Herausforderung, hervorgerufen vor allem auch durch die Fremdbestimmtheit und die Abhängigkeit vom Internet. Ich hadere mit dem, ob es der richtige Zeitpunkt ist, das Diplom zu machen und ob ich die Schule fertig machen kann. Die Ungewissheit macht mir auch zu schaffen, man kann sich auf nichts einstellen, man weiß nie was der nächste Tag bringt.
Wie geht es dir im distance learning, was ist anders zum Präsenzunterricht?
Gewisse Funktionen im MS-Teams funktionieren nicht. Die Organisation ist schwieriger, gewisse Strukturen fehlen, die Konzentration ist anders: Das Einstellen auf die jeweilige Lehrkraft ist herausfordernder, das Umswitchen auf die jeweilige Person fällt mir schwerer und auch die Mitarbeit ist schwieriger, weniger flexibel. Im Präsenzunterricht gibt es viel mehr Resonanz, manchmal muss ich die Kamera ausschalten, weil ich dadurch besser verstehen kann, beim Aufzeigen dauert es oft lange bis man drankommt und dann ist es nicht mehr passend. Dazwischen ist oft was mit Kindern, da muss ich dann weg gehen.
Im Präsenzunterricht habe ich eine Kinderbetreuung für die zwei 6 und 10 Jahre alten Mädchen. Jetzt sind wir alle zu Hause und die Kinder brauchen mich. Das in die Schule fahren bringt Struktur und Zeit für mich.
Jetzt im zweiten Lockdown haben meine Töchter ebenso distance learning aber auch Arbeitsaufträge, da muss ich dabei sein. Und wir haben für vier Personen zwei Laptops, auch das gehört organisiert und ich habe oft keine Möglichkeit Arbeitsaufträge zu schreiben, weil eben ein Computer besetzt ist. Wirklich Ruhe hätte ich in der Nacht, aber da bin ich dann zu müde und kann mich auch nicht mehr konzentrieren.
Du betreust zudem noch deine Mutter, welche pflegebedürftig ist. Wie funktioniert das?
Ja, meine Mama lebt selbstständig daheim und wird von zwei Frauen vom Roten Kreuz und mir betreut. Ich besuche sie manchmal zweimal am Tag und manchmal schaffe ich es nur dreimal in der Woche. Jetzt im dritten Lockdown gehört aber wieder alles neu organisiert. Meine große Tochter Sophie unterstützt mich manchmal. Ich kann mir meinen Dienstplan bei Assista ziemlich gut einteilen, dass ist sehr hilfreich, ich mache dann oft Abenddienste oder auch Nachtdienste.
Gibt es Schwierigkeiten mit dem Lernstoff?
Die Arbeitsaufträge, also der Umfang passt für mich gut und ich erlebe die Lehrkräfte sehr wohlwollend, wenn ein Arbeitsauftrag einmal verspätet ankommt, passt das auch und die Benotung ist fair. Schwierigkeiten gibt es vor allem beim hochladen auf Teams, manche Vorlagen in unterschiedlichen Formaten muss man sich ausdrucken und dann hochladen, das klappt oft nicht. Wenn ich Skripten habe, kann ich einfach dazuschreiben. Letzens sind mir die Druckerpatronen ausgegangen, ja dann frag ich mich, wo bekomm ich diese so schnell her. Aber die Spontanität fehlt, beim Präsenzunterricht hat man die Möglichkeit zum Nachfragen, jetzt muss man halt viel alleine dahinlernen und der Lernstoff muss oft hart erarbeitet werden. Auch, der so wichtige Austausch mit Klassenkolleg*innen außerhalb der Unterrichtszeit ist kaum gegeben. Die soziale Interaktion ist einfach anders.
Liebe Alexandra, herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für dich und deine Familie!
Das Interview führte Cornelia Zefferer.