Auf dem Bild sieht man 2 Frauen und ein Kind in einem Kindergarten
Bild: OÖ Familienbund

Kindern gleiche Chancen auf Bildung ermöglichen

Agnes Mitterbaur

ist Kindergartenleiterin und Sprachförderin im OÖ Familienbund Kindergarten und Krabbelstube Kematen an der Krems

Auf dem Bild sieht man 2 Frauen und ein Kind in einem Kindergarten
Bild: OÖ Familienbund

Wie sieht ein Arbeitstag bei dir aus, was sind deine Aufgaben?

Der Tag als Leiterin einer Kinderbetreuungseinrichtung ist sehr abwechslungsreich und vielfältig. Zu meinen Aufgaben gehören administrative Tätigkeiten wie die Organisation unserer täglichen Abläufe im Betrieb, zum Beispiel die Erstellung der Dienstpläne, Organisation von Vertretungen, budgetäre Agenden.

Außerdem zählt die Kommunikation und Zusammenarbeit mit Bildungspartnern wie Eltern, dem Rechtsträger der Familienbund OÖ GmbH, der Gemeinde Kematen an der Krems und dem Land Oö mit der Bildungsdirektion zu einer wichtigen Kernaufgabe meiner Tätigkeit.

Die Sicherheit und Gesundheit unserer Kinder steht immer im Zentrum unserer Aufmerksamkeit, so gilt es Sicherheits- und Hygienepläne umzusetzen und ggf. zu adaptieren. Als Einrichtung mit 4 Gruppen sind bei uns 12 Mitarbeiter*innen beschäftigt, die mit verschieden Aufgaben, persönlichen Situationen, Ausbildungen und Erfahrungen in einem Team arbeiten. Die Führung dieses Teams und die ständige Entwicklung unseres hohen, pädagogischen Qualitätsanspruches stellen einen nicht unwesentlichen Teil meiner Aufgaben dar. Als Bildungseinrichtung und Betreuungseinrichtung sind wir für die Bildung der Kinder nach dem bundesländerübergreifenden Bildungsrahmenplan verantwortlich. Meine Aufgabe ist, diese Bildungsarbeit mit meinen Pädagoginnen zu planen, zu koordinieren und die Qualität immer weiter zu verbessern, um nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu arbeiten.

Als Sprachförderin ist es meine Aufgabe die „Sprache als Schlüssel zu Bildung“ allen Kindern zu vermitteln. Kinder, die in der Entwicklung ihrer sprachlichen Kompetenzen mehr Unterstützung brauchen, als es eine gruppenführende Pädagogin abzudecken vermag, sind meine Sprachförderkinder. Mein Ziel ist es, allen Kindern die gleichen Chancen auf Bildung zu ermöglichen und ihnen zu einem guten Start in ihre schulische Laufbahn zu verhelfen. Die Sprachförderung findet in unseren Kindergartengruppen statt. Abhängig von den Bedürfnissen der Kinder setze ich pädagogische Angebote im Gruppenalltag beim Begleiten von Spielsituation, biete Bewegungseinheiten in unserem Bewegungsraum an, bereite mit den Kindern die gesunde Jause zu, betrachte Bilderbücher,… So vielfältig wie die Kinder, so vielfältig sind auch die Angebote und diese Tätigkeit, die ich sehr genieße.

Warum hast du dich für einen Sozialberuf entschieden?

Ich selbst kann mich noch sehr gut an meine Pädagogin im Kindergarten erinnern. Diese Zeit habe ich in so positiver Erinnerung! Sei es das Singen auf der Reifenschaukel, der Geschmack des Geburtstagskuchens und der Duft der Kindergartengruppe, all das macht ein Stück meiner glücklichen Kindheit aus. Ich war immer eine gute Schülerin und bin davon überzeugt, dass der Grundstein dafür in meiner Kindergartenzeit gelegt worden ist. Jetzt die Möglichkeit zu haben, Kinder ein Stück auf ihrem Lebensweg zu begleiten, mit ihnen schöne Erinnerungen zu erschaffen und sie bestmöglich auf ihr Leben vorzubereiten, erfüllt mich mit Freude und großer Zufriedenheit. Die Abwechslung aus der Administration und Arbeit mit den Kindern ist für mich die perfekte Mischung, meine Fähigkeiten, Talente und Interessen in einem Berufsfeld zu verwirklichen.

Welche Ausbildung hast du gemacht?

Unmittelbar nach der 4. Klasse im Gymnasium habe ich die öffentliche Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Linz besucht. Mit dem damaligen Freigegenstand der Früherziehung wurde ich für die Bildung und Betreuung für Kinder aller Altersgruppen in der Elementarpädagogik ausgebildet. Neben der Ausbildung zur Leiterin im Rahmen des Fortbildungsprogramms von Land OÖ, absolvierte ich eine Ausbildung zur diplomierten
Fachwirtin für Marketing und Management. Die verschiedenen Ausbildungen haben mich gut auf meine Aufgaben in der Mitarbeiter*innenführung, Kommunikation und Organisation vorbereitet und helfen mir, die täglichen Herausforderungen zu meistern.

Was sollte man für deinen Job mitbringen?

Das Wichtigste ist die Liebe zu den Kindern und die Begeisterung, sie beim Begreifen ihrer Lebenswelt zu unterstützen und zu begleiten, ihnen das Umfeld zu bieten, das sie brauchen. Geduld, Gelassenheit, Empathie und Verantwortungsbewusstsein sehe ich als Grundvoraussetzungen für eine gute Pädagogin. Konfliktfähigkeit, Organisationstalent und Humor helfen, den Arbeitsalltag zu meistern und auch mit herausfordernden Situationen
umzugehen. Da gerade der Bildungsbereich sehr vielen Veränderungen unterworfen ist, ist es für uns wichtig, uns immer fortzubilden und Interesse für neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Bereich der Elementarpädagogik mitzubringen.

Was sind die Herausforderungen in deinem Beruf?

Die größten Herausforderungen sehe ich in folgender Diskrepanz: Unsere Ausbildung wird immer besser und die Ansprüche, die wir selber und die Gesellschaft an elementare Bildungseinrichtungen stellen, werden immer höher. Auf der anderen Seite verändern sich die Rahmenbedingungen kaum, bzw. nur geringfügig. So ist es meiner Meinung nach so, dass noch immer zu viele Kinder, von zu wenigen Pädagog*innen betreut werden, um die Kinder so individuell zu fördern, wie wir das möchten. Die Zeit für Kinderbeobachtung, Planung, Reflexion, Elterngespräche und Teamgespräche, die wir zur Verfügung haben reicht bei weitem nicht aus und kann so unseren hohen Qualitätsansprüchen nur bedingt genügen. Die Herausforderung sehe ich darin, den hohen pädagogischen Anspruch mit den vorhandenen Rahmenbedingen zu erfüllen und das Beste aus unseren Möglichkeiten zu machen.
Auch als Leiterin sehe ich es immer wieder als Herausforderung, die Aufgaben in der zur Verfügung stehenden Zeit zu meistern. Gerade bei jungen Kolleg*innen hätte ich gerne öfter mehr Zeit, sie am Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit mehr zu unterstützen und zu begleiten, was aus Zeitmangel einfach nicht möglich ist. Überraschend finde ich, dass es immer noch Leiter*innen gibt, die neben einer Gruppenführung einer Kindergartengruppe auch eine Leitungsfunktion bekleiden.
Aufgrund der Rahmenbedingungen und dem Stellenwert von elementaren Bildungseinrichtungen sehen wir es immer mehr als Herausforderung, Pädagog*innen zu finden und offene Stellen zu besetzen.

Was sind die Highlights in deiner Arbeit?

Das Kindergartenjahr mit dem Jahreskreis und den Festen bietet immer wieder Höhepunkte in unserer Arbeit.
Besonders begeistert mich, wenn wir die Entwicklung von Kindern beobachten dürfen. So denke ich hier an Kinder, die zu Beginn vielleicht größere Probleme mit der Eingewöhnung in die Krabbelstube bzw. in den Kindergarten haben. Nach einiger Zeit fühlen sie sich aber so wohl bei uns, dass sie die Angebote in der Gruppe und im Haus mit Begeisterung annehmen und dies im Alltag durch ihr Lachen und Glück zeigen. Kinder, die sich zu starken, selbstbewussten und neugierigen Menschen entwickeln, sind unser größter Erfolg. Und so gibt es immer wieder die eine oder andere Träne, wenn wir die Schulanfänger in die Schule verabschieden bei den Kindern, Eltern und uns Pädagog*innen.

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