Bild: Caritas SOB

lebhafte Diskussion fehlt

Manuel Reichenpfader

Bild: Caritas SOB

ist Schüler an einer Caritas Schule für Sozialbetreuungsberufe. Im Beitrag Corona und Auswirkungen haben wir bereits über die Umfrage, bei der Schüler*innen ihre Kolleg*innen zur Auswirkung der Pandemie auf ihre Ausbildungssituation befragt haben, berichtet.

Was sind die größten Herausforderungen für dich in diesem Schuljahr 2020/21?

Ganz klar COVID-19 und die damit verbunden Änderungen und Aufgabenstellungen im Alltag, der Schule und im Praktikum.

Es hat sich durch die Pandemie viel am täglichen Rhythmus geändert, ob wir es nun wollten oder nicht.

Ich lebe mit meiner Freundin und ihren 3 Kindern in einem Haushalt und wir mussten uns sehr gut selbst organisieren um sowohl Arbeit, Schule und Alltag unter einen Hut zu bringen.

Wir fühlten uns nicht immer ausreichend informiert und am aktuellen Stand der Dinge, was Regelungen und Dauer von Maßnahmen der Regierung betrifft.

Es herrschte teilweise Unsicherheit darüber, wie lange manche Maßnahmen dauern werden und wie wir das im Alltag bewältigen sollen.

Ein exemplarisches Beispiel dafür sind sicherlich die Schulschließungen und der damit einhergehende zusätzliche Betreuungsaufwand für die Kinder.

Je höher der Aufwand für die Bewältigung des Alltags ist und wird, umso belastender werden natürlich auch alle anderen Aufgaben wahrgenommen.

Im Praktikum und in der Arbeit stieg für mich die Arbeitsbelastung durch Krankenstände, zusätzliche Hygieneschutzmaßnahmen und durch seelische und psychische Probleme unserer KlientInnen.

Zusätzlicher Aufwand, zum „normalen Unterricht“ und zum geänderten Alltag, durch COVID-19, war natürlich auch die Umstellung von Präsenzunterricht auf ‚distance learning‘.

Wie geht es dir im ‚distance learning‘, was ist anders zum Präsenzunterricht?

Das ‚distance learning‘ ist grundsätzlich eine gute Sache, um einen geregelten Austausch zwischen Schülern und Lehrern zu ermöglichen.

Es ist am Anfang zwar sehr gewöhnungsbedürftig, Unterricht über den Computer bzw. das Handy abzuhalten und zu verfolgen, aber mit einer gewissen Übung kommt die Routine und nun gehört das ‚distance learning‘ zu unserem gewöhnlich ungewöhnlichen Schulalltag.

Eine der größten Herausforderungen, sowohl für mich selbst und auch für eine große Anzahl meiner Schulkolleginnen, ist es entsprechende Räumlichkeiten und Zeit bzw. Ruhe zu haben, um am ‚distance learning‘ teilnehmen zu können.

Zwar sind die Onlinezeiten an die Zeiten des Präsenzunterrichts angelehnt, doch gerade in den eigenen 4 Wänden warten oft Ablenkungen, die uns in der Schule fehlen.

Gerade mit Kindern ergibt sich hier ein großes Spannungsfeld, weil der Wohnraum begrenzt ist und Rückzugsmöglichkeiten rar gesät sind.

Bedürfnisse können oftmals nur schwer hintangestellt werden, und zwar präsent, aber nicht greifbar zu sein ist für Kinder oftmals schwer zu verstehen und noch schwerer zu akzeptieren.

Ein anderer Punkt beim ‚distance learning‘ sind die verwendeten Methoden unserer Lehrerinnen und Lehrer.

Ob Frontalunterricht oder Gruppenarbeiten, jede Lehrkraft hat so seine Vorlieben.

Von 16:30 Uhr bis 21:20 Uhr, natürlich mit Pausen, einem einzigen Gegenstand, im Frontalunterricht, zu verfolgen geht schon an die Substanz.

Auch Gruppenarbeiten sind mitunter schwierig, weil die technische Ausstattung und das Internet nicht immer so wollen, wie wir es gerne hätten und so kommt es durchaus regelmäßig zu akustischen Ausfällen, Standbildern oder anderen Verzögerungen.

Was ist nun anders zum Präsenzunterricht?

Es fehlt beim ‚distance learning‘ einfach die Atmosphäre!

Vor einem Computer zu sitzen und zwar mit bewegten Bildern zu sprechen, aber keine real greifbaren Personen in seiner Nähe zu haben, ist einfach technisch und so ganz ohne Emotion und Leben.

Man braucht sehr viel Disziplin und einen durchorganisierten Ablauf um Unterricht via ‚distance learning‘ zu gestalten.

Gerade aber im Gesundheits- und Sozialbereich, wie auch in der Ausbildung, geht es aber nicht ohne Meinungsaustausch und lebhafter Diskussion.

Diese Elemente sind es, die den größten Unterschied ausmachen, kaum Flexibilität, mangelnder Austausch und fehlende spürbare Präsenz von Lehrern oder KollegInnen.

Gibt es Schwierigkeiten mit dem Lernstoff?

Der Lernstoff wird von den Lehrerinnen und Lehrern weitestgehend gut aufbereitet und obwohl die Situation allgemein herausfordernd ist, gibt es vergleichsweise wenig Schwierigkeiten mit dem Lernstoff.

Von der Schule und den Lehrkräften wird versucht das ‚distance learning‘ und die Zeit vor dem Computer, trotz aller Notwendigkeit, so gut es geht zu reduzieren bzw. zeitlich aufzuweichen.

Es wird mit Arbeitsaufträgen gearbeitet, für die eine bestimmte Bearbeitungszeit vorgesehen ist und zu vereinbarten Terminen abgegeben werden müssen.

Für etwaige Fragen und Unklarheiten stehen uns die Lehrkräfte via MS-Teams zur Verfügung.

Wir haben uns in der Klasse, über Whatsapp und auch über MS-Teams, selbst organisiert und stehen im regelmäßigen Austausch, um uns bei Unklarheiten und Schwierigkeiten gegenseitig Hilfestellungen geben zu können.

Dieses Netz an Unterstützung und gegenseitigem Verständnis, für die aktuell schwierige Situation, bringt uns als Klasse näher zusammen und unterstützt jeden Einzelnen dabei mit der Gesamtsituation besser fertig zu werden.

Es wird auf die Bedürfnisse des Einzelnen weitestmöglich eingegangen und wo es Unterstützung braucht wird nach Lösungen gesucht.

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