Spuren im Leben anderer hinterlassen
Irene Moser
ist IN-Betreuerin bei plan B. IN-Betreuung ist eine professionelle familiäre Betreuungsform für Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 18 Jahren im Rahmen der vollen Erziehung.
Wie sieht ein Arbeitstag bei dir aus, was sind deine Aufgaben?
Mein Arbeitstag beginnt wie in jeder anderen Familie mit dem Wecken der In-Kinder, Frühstück richten, letzten Besprechungen/Planungen für den Tag und dem rechtzeitigen Losschicken der Kinder in die Schule oder zum Ausbildungsplatz.
Neben den ganz normalen täglichen Arbeiten im Haushalt fallen auch die verschiedensten Termine mit und ohne die Kindern an: Schultermine, Austausch mit den Coaches bezüglich des Ausbildungsverlaufs, diverse Arzttermine, Fahrten zur Psychotherapie und Vernetzungsgespräche mit unterstützenden Institutionen (z. B. Jobcoaching, Beratungsstellen). Die Besuchskontakte mit dem Herkunftssystem der In-Kinder werden von mir koordiniert und, wenn notwendig, auch begleitet. Dazu kommen diverse Fahrten zu Freizeitaktivitäten oder Freunden der Kinder.
Da ich als In-Betreuerin bei plan B angestellt bin fallen zusätzlich regelmäßige Dienstverpflichtungen an: Einmal monatlich Supervision für die Psychohygiene, monatliche Reflexionstreffen mit den anderen In-Betreuer*innen, Fortbildungen, Dienstbesprechungen und Hilfeplangespräche mit der fallführenden Sozialarbeiterin.
Vierzehntägig finden Hausbesuche durch unsere Fallbegleitung von plan B statt; diese nutze ich zum professionellen Austausch über anstehende Themen in der Betreuung meiner In-Kinder.
Ebenso ist es meine Aufgabe, die Betreuung der In–Kinder regelmäßig zu dokumentieren und ihre Entwicklung verlaufend darzustellen. Halbjährlich verfasse ich einen Betreuungsplan für jedes Kind als Grundlage für das Hilfeplangespräch mit der fallführenden Sozialarbeiterin.
Als sehr entlastend empfinde ich den Einsatz von sozialpädagogischen Assistenzkräften, die dann einspringen, wenn mein Mann und ich alleine Auszeiten nehmen.
Abgesehen von dem „professionellen“ Alltag versuche ich gemeinsam mit meinem Mann, unseren leiblichen Kindern und den In-Kindern „Familie“ zu leben, mit diversen Familienfeiern, Ausflügen und Urlauben.
Warum hast du dich für einen Sozialberuf entschieden?
Ich war schon immer eine „Kümmerin“; Spuren im Leben anderer zu hinterlassen, die ein Mehr an Unterstützung brauchen, empfinde ich auch für mich als sehr bereichernd. Ich sehe es als eine sehr sinnstiftende Aufgabe, durch meine Erfahrung, mein Wissen und meine persönlichen Kompetenzen helfen zu können.
Welche Ausbildung hast du gemacht?
Ich habe auf der FH für Soziales in Linz den Lehrgang „Sozialpädagogischer Fachbetreuer in der Jugendwohlfahrt“ absolviert, eine Ausbildung, in der ich grundlegendes Wissen und Werkzeug in den verschiedensten Bereichen wie z.B. Pädagogik, Methodik, Recht, Psychologie und Kommunikation erwerben konnte und die mit 1.200 erforderlichen Praktikumsstunden sehr praxisorientiert ist. Eine professionelle Ausbildung ist Voraussetzung für die Tätigkeit als In-Betreuer*in.
Dazu kommen meine persönlichen Lebenserfahrungen, die ich als Mutter von sechs Kindern und in der jahrelangen Betreuung zweier Pflegekinder sammeln konnte.
Was sollte man für deinen Job mitbringen?
Der „ideale“ In-Betreuer sollte persönlich gefestigt, kreativ, humorvoll und belastbar sein, offen für Veränderungen und Freude daran haben, mit Kindern und Jugendlichen zu leben und zu arbeiten. Neben der professionellen Ausbildung ist auch eine gewisse Lebenserfahrung hilfreich, um den unterschiedlichsten Anforderungen dieses Berufs gerecht zu werden.
Mich hat an dem Beruf gereizt, dass ich sehr eigenständig arbeite und all meine Erfahrungen, die ich schon zuvor sowohl beruflich (als sozialpädagogische Familienbetreuerin) als auch privat sammeln konnte, in der Betreuung meiner In- Kinder einzusetzen.
Was sind die Herausforderungen in deinem Beruf?
In-Betreuer zu sein heißt, dass man Kinder und Jugendliche in seinem eigenen Zuhause, in seiner eigenen Familie betreut; es gibt kein tägliches Dienstende, an dem ich die Tür hinter mir zumache und an den Kollegen übergebe. Dadurch ist es eine sehr intensive Betreuungsform, die mir als In-Betreuerin viel an Kraft und Engagement abverlangt. Es sind viele Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen. Nicht nur die der Kinder, sondern auch die der Herkunftsfamilie und natürlich auch die eigenen.
Aber gleichzeitig ist es ein ideales Setting für eine kontinuierliche Förderung und Begleitung der In-Kinder und eine sehr individuelle Chance, um den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer In-Kinder gerecht zu werden.
Herausfordernd sind sicher - wie in jeder anderen Familie auch - die gesellschaftlichen Veränderungen, die rasanten technischen Entwicklungen (Handy, Internet) und dieser gewaltige Informationsfluss, mit dem unsere In-Kinder, aber auch wir In-Betreuer zurechtkommen müssen. Da braucht es viel Offenheit und Interesse an der Lebenswelt der In-Kinder, und immer wieder entsprechende Fortbildungen, um Schritt halten zu können.
Was sind die Highlights in deiner Arbeit?
Wenn ein In-Kind nach vielen Monaten der Verzweiflung und Orientierungslosigkeit wieder den Mut und die Kraft findet, sich auf das Leben einzulassen, neue Herausforderungen anzunehmen und zu zeigen, was in ihm steckt …und mir sagt, dass ich seine „Lebensmanagerin“ bin!