Bild: Ali Mahlodji

Wie finde ich den richtigen Beruf

Ali Mahlodji hat es geschafft, er hat seinen Traumberuf gefunden. Er ist Gründer und Chief Storyteller von WHATCHADO, EU Jugendbotschafter, EU Ambassador for the new narrative und seit 2018 Trendforscher beim Zukunftsinstitut. Der Schulabbrecher hatte über 40 Jobs. Der gefragte Redner erzählt, wie man seinen eigenen beruflichen Weg finden kann. Bei der CONNECT - Karrieremesse Sozialwirtschaft am 19.11.2019 hält er den Eröffnungsvortrag.

Bild: Ali Mahlodji

Fokus auf 4 Bereiche

Je nachdem in welcher Lebensphase wir uns befinden, ist der Zugang zur Berufswahl unterschiedlich. Da unterscheiden sich schon 14-Jährige: Wer eine Lehre machen will, kann durchaus schon gewaltigen Stress haben. Für Schüler*innen, die die Matura anstreben, liegt die Frage nach dem Beruf noch in der Zukunft. Die Frage nach dem richtigen Beruf stellen sich aber auch 25-Jährige, 30-Jährige und Ältere, die erkennen, dass sie noch immer nicht den idealen Job haben. Man sollte sich auf 4 große Bereiche fokussieren: die Erfahrung, das Können, das Umfeld und das eigene Wollen.

Das eigene Wollen

Die Arbeit, die wir verrichten, ist mehr als nur ein Brotjob. Es geht viel mehr darum, wo wir unseren eigenen Sinn in der Arbeit sehen. Ich kenne U-Bahnfahrer, die verstehen ihren Job nicht nur so, dass sie die U-Bahn lenken, sondern haben verinnerlicht, dass ihre Tätigkeit dafür sorgt, dass sich Menschen darauf verlassen können, an ihr Ziel zu gelangen. Sie sagen: „Ich bewege die Stadt.“ Auch Reinigungskräfte haben mir erzählt, dass sie sich bewusst sind, dass sie für den ersten Eindruck von Kund*innen wichtig sind.

Es gibt also Menschen, die verstehen ihren Job nicht nur als Ausüben einer Tätigkeit, sondern wissen, dass ihre Arbeit auf etwas Höheres einzahlt, dass sich ihre Arbeit auf das Leben anderer Menschen auswirkt.

Bevor ich also auf die Suche gehe, sollte ich mich fragen, welches Problem in dieser Welt ich am liebsten lösen möchte. Ich kann auch mein Umfeld fragen, was mich als Kind am meisten interessiert hat. Dem nachzugehen, wird uns in der Schule manchmal abgewöhnt. In meinen Workshops zeigt sich oft, dass Menschen, wenn sie über ihre Kindheitsträume nachdenken, plötzlich erkennen, dass sie schon immer etwas angetrieben hat. Ich empfehle dann, auf die Suche nach diesem Wollen zu gehen. Warum tust du Dinge gerne? Was bringt dich zum Leuchten?

Aus Erfahrung(en) lernen, Erfahrungen sammeln

Die Erfahrung ist auch ein wichtiger Bereich, die hat man als junger Mensch natürlich noch nicht. Es ist wichtig einfach mal anzufangen: als Ferialpraktikant, als Lehrling, Jobs nach Matura. Das Wichtigste ist, sich 5 bis 6 Jahre Zeit zu nehmen, um Erfahrungen zu sammeln. Auch Jobs anzunehmen, die nicht unbedingt auf der Wunschliste stehen. Ich habe selbst über 40 Jobs gehabt - Boden putzen, auf Baustellen, DJ, Security, Briefträger etc. Ich wollte einfach lernen, was es da draußen gibt. In der Schule erkennt man die eigenen Fähigkeiten für die Berufswelt nicht wirklich gut. Deshalb soll man viel ausprobieren. Du lernst dabei etwas über dich selbst, nämlich, was du gern machst und vor allem auch das, was du nicht willst.

Wenn du schon 10 oder 20 Jahre im Berufsleben stehst, solltest du darüber reflektieren, in welchem Beruf du Momente erlebt hast, wo du die Zeit vergessen hat.

Vielleicht war der Jobtitel nicht am besten, aber es gab Aspekte, wo du das Gefühl hattest: „Genau das möchte ich!“ Auf diese Aspekte kannst du dich bei der Jobauswahl fokussieren.

Skills

Können oder Skills sind natürlich auch zentral. Es gibt Fertigkeiten, die müssen wir uns schwer erarbeiten und manches geht uns ganz easy von der Hand. Ich selbst war beispielsweise kein guter Schüler, aber im Bereich IT hab ich mir sehr leicht getan. Darauf hab ich mich später konzentriert.

Wenn du ständig im Kampf mit dem Erlernen einer Fähigkeit stehst, wenn es dir gar keinen Spaß macht, solltest du davon Abstand nehmen.

Umfeld - Freund*innen und Familie

Das eigene Umfeld ist der letzte große Bereich. Ich habe viele Teenager kennengelernt, die ganz genau wissen, was sie machen möchten, aber Lehrer*innen, Großeltern oder andere raten ihnen davon ab. „Das kannst du vergessen, da bekommst du keinen Job“, meinen sie. Heute gibt es Menschen, die über Youtube oder als Social Media Manager*innen ihr Geld verdienen. Das sind Jobs, die es vor 10 Jahren noch nicht gab. Vor 10 Jahren gab es Jugendliche, die gerne auf Facebook etwas gepostet haben und Bildungsberater*innen haben gemeint, dass das ja bitte kein Beruf sein kann.

Wenn das eigene Umfeld zu dir sagt, vergiss die Leidenschaft, vergiss diesen Job, dann kannst du dir diesen Ratschlag anhören, aber mach dir bewusst, dass dieses Wissen mit der Vergangenheit dieser Menschen zu tun hat, nicht mit deiner Zukunft.

Such dir ein Umfeld, das dich unterstützt. Und das ist für junge Leute nicht einfach. Wenn du Eltern hast, die nicht an deine Zukunft oder deine Fähigkeiten glauben, dann ist das leider so. Aber du kannst dich an einem Vorbild orientieren oder Freund*innen wählen, die dir Rückhalt geben. Entferne dich aber von Jugendlichen, die dich ständig niedermachen. Ich habe früher geglaubt, dass ich in der Schule gute Freunde hatte, aber wenn ich meine Ideen mit ihnen geteilt habe, haben sie mich ausgelacht. Heute weiß ich, dass das nie gute Freunde sondern maximal Kumpels waren.

Auch wenn sich erwachsene Menschen für einen neuen eigenen Weg entscheiden, kann es dazu führen, dass man sich sehr verändert, weil man mehr vom Leben will. Hier kann das eigene Umfeld manchmal eigenartig reagieren: Warum machst du jetzt noch eine Ausbildung? Das war doch ein sicherer Job! Es gibt Menschen, denen macht es Angst, wenn man sich weiterentwickelt. Und die tun einem nicht gut. Andere sagen vielleicht, dass sie nicht ganz verstehen, warum du den Job wechselst, aber sie erkennen, dass es dich glücklich macht, dass es dir gut tut und sie bieten dir ihre Unterstützung an. An diese Menschen musst du dich halten, sie sind Engergiespender*innen, keine Energieräuber*innen. Wer sich neu orientiert, muss frei denken können, dazu bedarf es eines Umfelds, das dich darin stärkt oder zumindest akzeptiert.

ALI MAHLODJI bei der CONNECT

Im Leben den eigenen Weg gehen -
Erfahrungen aus 6.000 Lebensgeschichten
19.11.19, ca. 11.30 Uhr
FH OÖ - Campus Linz, Hörsaaal 1
Eintritt frei!

Ali Mahlodji spricht darüber, was es bedeutet, in dieser Welt als Jugendlicher mit den Herausforderungen der Eltern und der Schule umzugehen und wie man es trotzdem als junger Mensch schaffen kann, den eigenen Weg zu finden.

Anmeldung nur für Schulklassen oder Gruppen erforderlich!

Zurück