Klischeefreie Berufsorientierung
Judy Salamon
ist diplomierte Sozialarbeiterin und arbeitet seit vielen Jahren im Berufsorientierungskontext mit den verschiedensten Zielgruppen. Seit fünf Jahren ist Judy die Regionalverantwortliche für den Boys‘ Day OÖ. Die positiven Rückmeldungen und das große Interesse auf Seiten der Burschen und der teilnehmenden Einrichtungen zeigen ihr jedes Jahr erneut, wie wichtig der Boys‘ Day ist.
Warum entscheiden sich nach wie vor so wenig Burschen und Männer für einen Job im Sozialbereich?
Die geringe Anzahl der Männer im Sozialbereich resultiert meiner Meinung nach aus gesellschaftlichen Zuschreibungen. Es greifen immer noch die stereotypischen Auffassungen von „typisch weiblichen“ bzw. „typisch männlichen“ Berufen sowie eine mangelhafte bis keinerlei Vorstellung zu den Berufsbildern. Für Burschen sind traditionelle „Männerberufe“ wie beispielsweise Mechaniker oder Elektriker auch heute oft noch greifbarer und entsprechen den althergebrachten Berufswünschen ihrer sozialen Umwelt.
In sozialen und erzieherischen Berufen werden jedoch Männer dringend gebraucht. Aber unter den vielzähligen Ausbildungsberufen des dualen Systems, die Burschen am häufigsten wählen, befindet sich kein einziger aus dem sozialen, erzieherischen oder pflegerischen Bereich.
Des Weiteren denken Burschen bereits in jungen Jahren über einen Autokauf, einen Urlaub, eine Wohnung und über die Gründung einer Familie nach. Dadurch sind ihnen die Einstiegsgehälter wichtig. Durch den Ruf und die Tatsache, dass Jobs im Sozialbereich oft eine höhere bzw. weiterführende Ausbildung erfordern, aber nicht die entsprechende Entlohnung gewährleisten, entscheiden sich viele für einen Beruf der schon in der Ausbildung mehr finanzielle Sicherheit bietet.
Könnt ihr mit dem Boys‘ Day Geschlechter-Stereotypen aufbrechen? Welche Erfahrung machen die den jungen Burschen?
Stereotypische Meinungen und Verhaltensweisen, die beispielsweise während eines Boys‘ Day Workshops von den Burschen geäußert werden, werden von den Trainern aufgegriffen und diskutiert. Dabei werden die traditionellen Rollenbilder und geschlechterspezifischen Vorurteile reflektiert und versucht ein breiteres und aufgeschlosseneres Männerbild zu fördern. Sehr positiv ist, dass die Mehrheit der Burschen es völlig normal findet, wenn Männer Berufe aus dem Sozial- oder pädagogischen Bereich ergreifen.
Der Boys‘ Day ist meiner Meinung nach ein wichtiger Baustein für die klischeefreie Berufsorientierung. Die Burschen erhalten erste praxisnahe und bleibende Eindrücke in die Berufswelt, die sie für ihre spätere Biographie nutzen können und sehr hilfreich sind.
Bei der CONNECT veranstaltet ihr den Workshop „Das kann man(n) auch“. Kannst Du uns erzählen, was die Besucher erwartet?
Im Workshop erwartet die jungen Burschen eine Quizrunde bei der sie ihr Wissen über Geschlechterrollen und Berufe testen können, außerdem erhalten sie spannende Informationen über die Soziallandschaft in OÖ.