Das eigene Handeln reflektieren
MAG.a Irene Lindorfer
arbeitet im Sonderkrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Diakonie Zentrums Spattstraße. Sie startete 2013 als Sozialpädagogin im Haus und ist seit 2016 im Leitungsteam. Aktuell ist Irenes Jobbezeichnung „Fallführung“. Sie arbeitet 32 Wochenstunden an 4 Tagen in der Woche.
Wie sieht ein Arbeitstag bei dir aus, was sind deine Aufgaben?
Mein Arbeitstag startet meist so um 7:30 Uhr und endet ganz unterschiedlich, je nach Besprechungsterminen.
Fallführung heißt, dass ich Ansprechperson für die zuständigen Sozialarbeiter*innen der 18 Kinder bin. Neben einem regelmäßigen Austausch mit den Sozialarbeiter*innen per Email bzw. Telefon, vereinbare und moderiere ich (meist halbjährlich) die gemeinsamen Hilfeplangespräche. Die Weitergabe der Betreuungsberichte an die Behörde und später die Weitergabe des Hilfeplans an das Team, mit dem Auftrag der Umsetzung der vorgegebenen Ziele, ist ebenfalls meine Aufgabe.
Ebenso ist es meine Aufgabe mich mit internen sowie externen Expert*innen zum Wohle des Kindes abzusprechen und gemeinsame Ziele zu verfolgen (Intern: ärztliche Leitung, Abteilungsleitung, pädagogische Leitung, Psycholog*in, Lernförderung, Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Psychotherapeut*innen / Extern: Fachaufsicht, Abteilung Soziales- CHG, Kinder- und Jugendanwaltschaft, Kinderschutz-Zentrum ...). Intern werden zweimal jährlich Kinderbesprechungen über alle Berufsgruppen hinweg organisiert.
Weiters unterstütze ich den Abteilungsleiter bei Informations- und Aufnahmegesprächen neuer Kinder. Die Vernetzung intern mit anderen Abteilungen und extern mit anderen Einrichtungen sowie Führungen durchs Haus sind am Rande ebenfalls Teil der Aufgabe.
Zu meinen Aufgaben zählt auch die Begleitung von zirka neun Eltern, deren Kinder bei uns im Haus wohnen. In regelmäßigen Elterngesprächen besprechen wir pädagogische Themen sowie Themen, wo die Familie Unterstützung braucht bzw. ich ihnen Hilfe organisieren kann. Im Rahmen einer Rückführung gibt es auch Kontakte bei den Familien zuhause, um vor Ort mit den Eltern und Kindern wieder über ein gemeinsames Zusammenleben zu sprechen.
Warum hast du dich für den Sozialbereich entschieden? Welche Ausbildung hast du gemacht?
Meine Eltern haben mir immer vermittelt, wertschätzend und positiv auf alle Menschen zuzugehen. Schon im Gymnasium wurde ich von meinen Lehrkräften für alle möglichen Sozialprojekte an der Schule eingesetzt. Da ich zu dieser Zeit auch Leistungssport gemacht habe, waren dies häufig Projekte die mit Sport zu tun hatten. Ganz spontan entschied ich mich nach der Matura für das Studium Pädagogik an der Universität Salzburg. Während des Studiums wurde der Sozialbereich immer spannender und vielseitiger für mich. Meine Neugier war geweckt und ich wusste anfangs nicht, in welchem Bereich ich nun meine Berufskarriere starten soll. In den mittlerweile 14 Berufsjahren konnte ich in mehreren Sparten Erfahrungen sammeln, welche mich für meine Arbeit nun vielseitiger und verständnisvoller machen.
Was sollte man für deinen Job mitbringen? Was sind die Herausforderungen in deinem Beruf?
Ich glaube, in meiner Arbeit als Fallführung braucht man ein Grundvertrauen in alle Fachkräfte, die mit den Kindern arbeiten. Das Bild, dass jede*r in seinem/ihrem Aufgabengebiet das bestmögliche für die Kinder macht. Ich glaube, dann ist schon viel für das Kind gewonnen. Gemeinsam „feilen“ wir dann an einer bestmöglichen Förderung zum Wohle des Kindes.
In der Vernetzung mit externen Fachkräften ist es wichtig, neugierig zu sein wie andere arbeiten, zu diskutieren und die eigene Arbeit zu reflektieren.
In der Elternarbeit ist Geduld gefragt und es ist wichtig, die Eltern dort abzuholen wo sie stehen. Sie zu stärken, in dem was sie gut machen, und das Ziel zu haben, dass sie wieder besser für ihr Kind sorgen können als zum Zeitpunkt der Unterbringung.
Natürlich ist das nun leichter auf Papier zu bringen, als dies täglich zu leben. Die Herausforderungen in allen Bereichen sind nicht immer einfach. Das Geld ist überall knapp und die Gemüter nicht immer nur positiv gestimmt. Aufmerksam zu sein, Probleme bzw. Unsicherheiten anzusprechen, sobald man diese erkennt und auch die Grenzen der eigenen Möglichkeiten zu erkennen, ist eine tägliche Herausforderung. Auch das eigene Handeln immer wieder zu reflektieren ist wichtig. Wer sagt, dass das, was ich für wichtig und gut empfinde, auch dasselbe ist, was das Kind bzw. die Eltern gerade für gut und wichtig empfinden?
Was sind die Highlights in deiner Arbeit?
Die Highlights in meiner Arbeit sind lachende Kinderaugen. Kinder, die sich nicht nur in ihren Gesichtern sondern auch in ihrem Wesen positiv verändern. Highlights sind auch Eltern, die sich anvertrauen und über Monate und Jahre einen Nutzen aus den Gesprächen ziehen.