Der Umsteiger
Wie sieht ein Arbeitstag bei dir aus?
Was ist ein typischer Arbeitstag? So wie ich ihn aus meinem bisherigen Berufsleben kenne, kann man nicht von typisch reden. Schon am Beginn des Tages ist man mit den Freuden und Sorgen unserer Mitarbeiter mit Beeinträchtigung beschäftigt. Die Einteilung der Aufgaben richtet sich nach der Auftragslage und ist sehr flexibel. In einer kurzen Morgenbesprechung definieren wir gemeinsam den Tagesablauf nach dem wir arbeiten. Wenn man so will, kann man es auch Arbeitsvorbereitung nennen, das geschieht in Absprache mit der Werksleitung, der Sozialarbeit, dem Sekretariat und den Kolleg*innen. So begegnet man sich täglich auf Augenhöhe und beginnt den Arbeitstag gut gerüstet.
Was sind deine Aufgaben?
Die Vorarbeitertätigkeit besteht vor allem aus Arbeitsvorbereitung, Hilfestellung für unsere beeinträchtigten Mitarbeiter*innen, sowie aus der Mitarbeit in der täglichen Produktion um eine zeitgerechte Auftragsabwicklung für die Kund*innen zu gewährleisten. Die allgemeine Bürotätigkeit mit Kundenkontakt via Telefon und Email, Auftragsbearbeitung, Bestellwesen, Datenpflege- u. Dokumentation bis zur Erstellung von Lieferdokumenten gehören ebenso zum Aufgabenbereich einer Vorarbeiter*in bei ProWork. Ein wesentlicher Teil ist die Personalverantwortung für die jeweiligen Arbeitsbereiche. Am Standort in Wels sind wir für ca. 30 Mitarbeiter*inne mit Beeinträchtigung verantwortlich. Mitarbeiter*innen Gespräche sind uns besonders wichtig um unsere Mitarbeiter*innen zu unterstützen und zu fördern. Die erfordert eine enge Zusammenarbeit mit der Personalentwicklung/Sozialarbeit am Standort, um auf die jeweiligen Bedürfnisse der Mitarbeiter mit Beeinträchtigung eingehen zu können. Ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit ist, meine persönlichen und fachlichen Erfahrungen an unsere Mitarbeiter weiterzugeben.
Warum hast du dich für einen Sozialberuf entscheiden?
Mein persönliches Schlüsselerlebnis war als ich im Alter von 52 Jahren arbeitslos wurde. Auf der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz, bekam ich von meiner Betreuerin des AMS die Möglichkeit in einem Sozialökonomischen Betrieb des FAB befristet zu arbeiten. Diese Gelegenheit habe ich mir nicht entgehen lassen und trat prompt die Stelle an. Meine Aufgabe zu Beginn war, defekte Haushaltsgeräte zu reparieren. Nach nur kurzer Zeit bin ich meiner damaligen Chefin sehr positiv aufgefallen und ich kam von der Produktion gleich in die Abteilung Reparatur von Kundengeräten. Zirka ein dreiviertel Jahr später, wurde bei ProWork eine Stelle als Vorarbeiter ausgeschrieben. Mein Engagement, meine Ausbildung und meine Motivation waren ausschlagegebend die Fixanstellung bei ProWork, worüber ich sehr glücklich bin. Ich bin sozusagen ein klassischer Quereinsteiger.
Welche Ausbildung hast du gemacht?
Erlernt habe ich ein Handwerk (Tapezierer und Bettwarenerzeuger), zu einem späteren Zeitpunkt machte ich aus gesundheitlichen Gründen über das BBRZ eine weitere Ausbildung, Technischer Zeichner für Maschinenbau. Mein Berufsleben hat mich in verschiedenste Arbeitsbereiche geführt, worüber ich heute sehr froh bin, da ich mein umfangreiches Wissen sehr gut in meiner täglichen Arbeit mit Menschen mit Behinderung einsetzen kann.
Was sollte man für deinen Job mitbringen?
Einfühlungsvermögen, Verschwiegenheit, Gesprächsbereitschaft, Flexibilität sind vorrangig notwendig um die täglichen Herausforderungen gut zu meistern. Man muss als Vorarbeiter*in bei ProWork in der Lage sein mit Konflikten umzugehen und unter all den vielfältigen Ansprüchen, ist es besonders wichtig auch auf sich selbst zu achten. Grundwerte wie Pünktlichkeit, Freundlichkeit, Verlässlichkeit, eine wertschätzende Kommunikation stehen im Zentrum unserer Arbeit mit unseren Mitarbeiter*innen. Auch die Bereitschaft sich persönlich und fachlich weiter zu entwickeln, sind eine Voraussetzung bei ProWork. Derzeit absolviere ich den Sozialpädagogischen Grundlehrgang bei FAB Organos.
Was sind die Herausforderungen in deinem Beruf?
Wir stehen als Produktionsbetrieb vor großen wirtschaftlichen Herausforderung und um diesen gerecht zu werden, darf man auf keinen Fall vergessen, unsere beeinträchtigten Mitarbeiter*innen zu stärken, zu motivieren und den Wert unserer gemeinsamen täglichen Arbeit wertzuschätzen. Teamarbeit und gegenseitige Unterstützung steht im Vordergrund unseres täglichen Tuns.
Was sind die Highlights in deiner Arbeit?
Den Menschen, die es ohnehin schwerer haben im Leben, respektvoll und wertschätzend zu begegnen um gemeinsam etwas zu schaffen, dass uns allen ein gutes Gefühl verleiht. All der Stress, der sich so manches Mal breitmacht, ist am Ende des Tages vergessen, wenn man gemeinsam auf das Erreichte zurückblickt. Dabei steht, die Selbstermächtigung und die Eigenständigkeit unserer Mitarbeiter*innen immer im Vordergrund.