Kinderhand pflückt Blumen in Wiese
Bild: plan B

Es gibt viele Kinder, die haben nicht so eine schöne Kindheit

Anna S. (Name geändert) ist seit 2020 bei plan B als IN-Betreuerin tätig und erzählt, wie sie zu ihrem Beruf gekommen ist und gibt Einblicke in ihren Alltag. Die IN-Betreuung ist eine professionelle familiäre Betreuungsform für Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 18 Jahren im Rahmen der vollen Erziehung. IN-Familien bieten Kindern und Jugendlichen Versorgung, Schutz und Sicherheit, wenn dies in der Herkunftsfamilie aus unterschiedlichen Gründen längerfristig nicht gewährleistet werden kann.

Warum ich mich für die IN-Betreuung entschieden habe:

Ich habe meinen Vater 4 Jahre gepflegt. Als er gestorben ist, habe ich zurück überlegt und mir gedacht: „Ich hatte eine wirklich schöne Kindheit. Unsere eigenen Kinder hatten auch eine schöne Kindheit und sind nun schon erwachsen. Dann hab ich nachgedacht: Es gibt viele Kinder, die haben nicht so eine schöne Kindheit.“
Zu dem Zeitpunkt war ich bereit für eine Veränderung in meinem Leben und wollte etwas zurückgeben von dieser Liebe und Geborgenheit, die ich erlebt habe. Ich habe mich auf die Suche nach einer Einrichtung gemacht, wo ich das verwirklichen kann. So bin ich bei plan B in der IN-Betreuung gelandet.
Man weiß am Anfang nicht, worauf man sich einlässt. Rückblickend, wenn ich mir denke, was wir schon alles geschafft haben, erfüllt mich das mit Stolz und Zufriedenheit.
Es ist eine sehr vielseitige Aufgabe; man muss mit Höhen und Tiefen zurechtkommen. Aber ich würde die Entscheidung niemals rückgängig machen.

Ein Auszug aus unserem Betreuungsalltag:

„Ich habe den Vater des Kindes vorher noch nie gesehen. Es war etwas kompliziert, weil er im Gefängnis ist und wir haben uns per Brief ausgetauscht. Bei unserer ersten echten Begegnung war er knallrot und furchtbar aufgeregt. Er hat sich gleich bedankt für den bisherigen Austausch und war sehr wertschätzend. Dann hat er einen Zettel rausgenommen. Weil er so nervös war, hat er sich alles aufgeschrieben, was er fragen wollte: Wie geht es dem Jungen? Was sind seine Vorlieben beim Spielzeug? Was mag er sonst noch? Er erzählte, dass er Therapien gemacht hat und wenn er raus kommt, möchte er eine Wohnung und Arbeit. Er möchte dem Jungen Zeit geben, damit er sich auf die neue Situation einstellen kann. Der Vater hat sich sehr oft dafür bedankt, was von uns geleistet wird, dass er seinen Jungen so gut aufgehoben weiß. Harmonie sei ihm wichtig, zwischen uns und ihm, dass wir ohne Vorurteile rein gehen und die Vorgeschichte nicht bewerten. Und wir dürfen ihn alles fragen, wenn wir Fragen haben. Das haben wir nicht gemacht, weil es für mich nicht relevant ist. Es geht mir darum, dass eine positive Beziehung zwischen uns als IN-Familie und dem Vater besteht. Wichtig ist, dass Vater und Kind spüren, dass mein Fokus ganz wo anders liegt. Es geht darum, jemandem positiv und wertfrei entgegenzutreten und in die Zukunft zu schauen. Das hat der Vater gespürt und das spürt auch der Junge.“

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